Die Hamburger Krankheit

Zorn der Jugend, Triumph der Alten: Kristof Schreuf, 1000 Robota, F.S.K. und Die Goldenen Zitronen im Centraltheater.

Review zum Buback-Labelabend; erschienen in der Leipziger Volkszeitung, 7.2.2011

„Wer möchte denn mit seinen Eltern dasitzen und sich das Gleiche angucken? Das ist doch scheiße!“ Anton Spielmann ist Gitarrist, Sänger und Vorsprecher der sehr jungen und sehr angesagten Hamburger Band 1000 Robota. Er und seine zwei Mitstreiter sind ungefähr halb so alt wie fast – und in maßgeschneiderten Herr-von-Eden-Anzügen mindestens doppelt so gut angezogen wie ausnahmslos – alle Leute, die vor ihnen sitzen. Im Centraltheater sind sie die zweite Band des Buback-Labelabends, der aktuellen Leistungsschau der großen Hamburger Independent-Plattenfirmen-Institution.
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Die Energie, die Wut, die Melancholie

Thorsten Seif über Buback vor dem Label-Abend mit Kristof Schreuf, F.S.K., 1000 Robota und den Goldenen Zitronen im Centraltheater.

Interview zum Buback-Labelabend; erschienen in der Leipziger Volkszeitung, 4.2.2011

Seit der Gründung vor 23 Jahren zählt Buback zu den renommiertesten Independent Labels des Landes. Die Hamburger haben Absolute Beginner entdeckt, sind heute unter anderem Heimat von Deichkind, Jan Delay oder Tocotronic. Der „Buback Labelabend“ im Centraltheater präsentiert vier bemerkenswerte Bands zwischen System-Rebellion, Pop-Philosophie und Indie-Radau. Im Interview erzählt Geschäftsführer Thorsten Seif über den gemeinsamen Nenner von Jung und Alt, den Erfolg im Musikbusiness und das Tour-Konzept.
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The Spex’ are not alright

Max Dax, der Chefredakteur der Spex geht. Und nun? Wahrscheinlich nix.
10/2010

Eigentlich will man nur erstmal schnell schauen, was auf dem CD-Beileger so drauf ist, man macht das heutzutage ja so, wenn man sich doch mal noch eine Musikzeitschrift kauft, auch wenn die mehr oder weniger ungehört im Stapel mit all den anderen Beileger-CDs landet, die sich halt so ansammeln, wenn man sowas nicht wegschmeißen kann. „The Spex’ are not alright“ weiterlesen

Das ist Pop!

Top-Organisation, freundliches Publikum und über den Abend ein bisschen zäh: „Der große Preis“ ist wieder da.

Review zum Leipziger Bandwettbewerb „Großer Preis 2010“; erschienen in der Leipziger Volkszeitung, 25.10.2010

Der erste Satz des Abends ist natürlich eine glatte Lüge: „Wir freuen uns, heute eröffnen zu dürfen“, sagt Thomas Stötzner in sein Mikrofon und beäugt dabei argwöhnisch den noch sehr lichten Raum vor der Bühne, auf der seine Band Elster Club steht. Es ist Punkt 19 Uhr und „Der große Preis“ beginnt. Nach drei Jahren Pause treten wieder acht Leipziger Bands nacheinander an, wollen „Die Leipziger Band des Jahres“ werden. Ein Neustart, der organisatorisch rundum gelungen ist und immerhin 600 Interessierte ins letztendlich gut gefüllte Werk II zieht. „Das ist Pop!“ weiterlesen

Manche sind gleicher

Beitrag zur Reihe „Soundtrack fürs Leben“ in der Leipziger Volkszeitung, 15.10.2010

Ein Song, pah! Wie soll das denn gehen? Es gibt nicht den einen Song, der mich mein Leben lang begleitet, es gibt Dutzende (oder vielleicht sogar Hunderte). Wenn man Musik gute zwanzig Jahre als – auch beruflichen – Lebensinhalt sieht, ist es unmöglich (und auch irgendwie ungehörig), den alles überstrahlenden Song zu definieren. Jede Situation, jede Stimmung, jeder Tag hat einen anderen. Sie sind einfach alle gleich lebenswichtig. „Manche sind gleicher“ weiterlesen

Paranoia, Amphetamine und Rock’n’Roll

Rockkritik als Katharsis – die leidenschaftlichen Texte der Legende Lester Bangs

Rezension zu „Lester Bangs: Psychotische Reaktionen und heiße Luft“; Edition Tiamat, 400 S., 19,80 Euro; erschienen in Kreuzer Buchmesse-Beilage 03/2009

Da sitzt also dieser ein wenig aufgeschwemmt wirkende Typ mit dem selbst nach zeitgenössischen Kriterien irgendwie lächerlichem Schnauzbart vor einem Lou Reed mit „teigiger Haut“, mit mindestens einer halben Flasche Whisky und werweißwasnochalles intus und versucht, seinen Velvet Underground-Helden mit Fragen nach dessen Drogenkonsum in die Enge zu treiben, während der ihm eine (auch nach damaligen Maßstäben belanglose) Ron Wood-Platte vorspielen will. „Paranoia, Amphetamine und Rock’n’Roll“ weiterlesen

Soul Stars On 45

„Soul Symphony“ im Alten Schlachthof Dresden
von Jörg Augsburg

Für Die Welt 04/2008

„MDR Sputnik“ – Hallenser Erbe des vormaligen Ostberliner Kultsenders „DT 64“ – ist seit anderthalb Jahren der Fuß der Anstalt in der Tür zur neuen Medienwelt. Das Rezept ist simpel: Ein vergleichsweise junges Team hat Rückendeckung und Narrenfreiheit, macht Radio mit guter Popmusik und hohem Wortanteil. Ein Platz zum Ausloten der Option „Neue Medien“ und nicht zuletzt ein Lichtblick in Hinsicht anschwellender Diskussionen über Hörer-Nachwuchs, öffentlich-rechtlichen Programmauftrag und Gebühren. Dass nun ausgerechnet „Sputnik“ Hand ans gehobene Kulturgut „MDR Sinfonieorchester“ legen darf, ist eine gar nicht so krude Idee. „Soul Stars On 45“ weiterlesen

Auf Berufsjugendlicher zu machen, war nie unser Ding

Interview mit der Leipziger Band Die Prinzen

Erschienen in Sächsische Zeitung 11/2004

An den Litfasssäulen sind sie derzeit nicht zu übersehen, am Montag erscheint ihr neues Album „Hardchor“ und gerade stecken sie in den Proben für eine ausgedehnte Deutschlandtour – Die Prinzen sind aktiver denn je. Ein Interview mit Sebastian Krumbiegel und Henry Schmidt. „Auf Berufsjugendlicher zu machen, war nie unser Ding“ weiterlesen

Harmonien für Wohnzimmer und Industriebrachen

Leipzig ist ein Magnet für die deutsche Deep House-Szene.
von Jörg Augsburg

Erschienen in Zürcher Tagesanzeiger 10/2004

Die Spiegelkugel lässt farbige Lichtpunkte über Wände und Gäste tanzen, ab und an verwandelt die Nebelmaschine den Dancefloor in ein schemenhaft-buntes Gewaber, Videofetzen zucken über den Köpfen. DJ Matthias Tanzmann – der heißt wirklich so – legt eine schwarze Scheibe um die andere auf, lässt die Tracks ineinander fließen und erzeugt so den für ihn typischen Sog aus mal dezent tackernden, mal konkret wummernden Beats, minimalistischen Soundschleifen, fragil schimmernden Melodien, einem Hauch Jazz, Discoeinsprengseln und immer wieder äußerst warmherzigen Basslines. So klingt Deep House. „Harmonien für Wohnzimmer und Industriebrachen“ weiterlesen

Unter schwarzer Flagge

Auf dem rechten Weg: Die dunklere Seite der Wave-Gothic-Szene
von Jörg Augsburg

Erschienen in MDR online 06/2000

Man nannte sie Grufties, Knochenlutscher, Schwarzkittel. Die Reaktionen auf die Wave-Gothic-Szene pendelten lange zwischen mitleidigem Belächeln und hämischem Verlachen. Trotzdem wuchs sie in den letzten Jahren stetig, bietet ihren Anhängern inzwischen eine erstaunliche Anzahl an Zeitschriften, spiegelt sich zunehmend in der „normalen“ Musikpresse wider und hat sogar den Sprung in Hitparaden und Musikfernsehen geschafft. „Unter schwarzer Flagge“ weiterlesen

Weniger inszeniert, als man denkt

Interview mit der Band Rammstein

Erschienen in Kreuzer 12/1995

Texte an der Schmerzgrenze und entfesselter Körperkult sind das Hervorstechendste an RAMMSTEIN. Aber sie sind die erste deutsche Band, die es geschafft hat, ihre brachiale Electro-Metal-Fusion auch in die Rillen zu bekommen. Ein Interview mit Paul von Rammstein über intellektuelle Künstler, Techno – und natürlich Frauen. „Weniger inszeniert, als man denkt“ weiterlesen